Was tue ich?

Ich darf, beginnend vom 01.09.2014 elf Monate lang an der Visions of Hope Christian School “Rose of Sharon” auf den Philippinen ein Freiwilliges Soziales Jahr machen.
Die Kinder, die ich dort unterrichten und lieb haben darf, sind ehemalige Straßenkinder im Alter von drei bis sechzeh Jahren.
Als eine von insgesamt 17 Freiwilligen, die ADRA live dieses Jahr in verschiedene Länder entsendet, habe ich nun die Möglichkeit, von meinem Überfluss abzugeben und durch meine Zeit und meine Kraft das Projek zu unterstützen und mitzuhelfen, dass Menschen wieder hoffen können.

Sonntag, 16. November 2014

Der schoenste Tag im Leben...

Ich stehe an der Ecke des Raumes, bin gerade erst durch die offene Glasfassade eingetreten. Der Wind faehrt mir durch die- nach langem Suchen massgeschneiderte- Nationaltracht und spielt mit meinen Haaren.
Vollkommen fasziniert stehe ich da und staune. Die Halle ist in Lila-und Gelbtoenen dekoriert und die Lichter an der Decke spiegeln sich im weiss strahlenden Fussboden.
Doch das einzige, was meine Aufmerksamkeit fesselt, steht vor der Tuer. Zwanzig weiss gekleidete Frauen, davor in lila huebsch zurecht gemachte Maedchen und davor Familienangehoerige- Vaeter, Tanten, Mamas. Ploetzlich erklingt eine allzu bekannte Melodie und man vernimmt aus den Lautsprechern Wagner.
Und zu den Lohengrinklaengen, werden die Namen der Wartenden aufgerufen. "Treulich gefuehrt, ziehet dahin..." eine nach der anderen wird nach vorn geleitet und die Reihe der Wartenden wird immer kuerzer.
Als alle zwanzig Paare zusammen auf der Buehne Platz genommen haben, setzen auch wir uns in der Menge der Gaeste.
Eine Massenhochzeit.
Das erste Mal, dass ich so etwas sehe und als ich spaeter von einem Briten gefragt werde: "That was kinda awkward, huh?" (Das war ziemlich seltsam) kann ich nur zustimmen. Es ist so ganz anders, als alles, was man sich in seinen Maedchentraeumen und zartcremefarbenen Vorstellungen vom perfekten Tag im Leben hier in Europa ausmalt. Die ganze Zeit ueber habe ich das Gefuehl, das ganze waere nur eine Inszenierung, eine Unwirkliche Sache, eine Vorfuehrung. Die jungen Frauen in ihren weissen Kleidern, die Maenner, die die Ringe einfach aus der Hosentasche ziehen, die wenigen Lieder, die den Paaren gesungen werden- das alles wirkt auf mich, wie eine Darstellung von Hochzeit, aber nicht, wie eine ernsthafte Sache. Und dann kommen Gedanken.
Was ist ein Mensch wert? Was ist so eine Hochzeit wert, dass wir bei uns eine tausendprozentige Maerchenzeremonie aufziehen, am besten mit Schloss und Kutsche und Einhoernern und hier werden einfach zwanzig Paare auf einmal getraut? Wie viel Aufwand wird betrieben fuer solche Ereignisse bei uns in Deutschland? Und warum kommt es einem so seltsam vor, dass hier Menschen, wie auf einem Amt im Dutzend abgehandelt werden? Warum ist man selbst so verwoehnt und hat ganz genaue Vorstellungen, Ansprueche, Wuensche wohingegen diese Paare hier, fuer die das wohl der unfassbarste Tag im Leben war, gluecklich sind, ueberhaupt in solche einer Feier zu heiraten? (Die hier getrauten Paare koennten sich keine Hochzeit leisten, da es ehemalige Strassenfamilien sind und wurden deshalb von CCT gesponsort, damit sie, wenn auch alle zusammen, eine richtige Hochzeitszeremonie erleben konnten)
Worauf kommt es an? Auf die Blumendekoration? Den roten Teppich im Mittelgang? Die unfassbar schoen hergerichtete Tafel, an der die Paare spaeter Platz nehmen? Auf die weissen Kleider und die huebschen Blumenmaedchen? Auf den unterschriebenen Ehevertrag?
Macht nicht die Tatsache den Unterschied, dass es ein Tag, wie kein anderer im Leben sein soll? Dass dieses Ereignis unvergesslich, unvergleichlich wertvoll fuer diejenigen sein soll, die es erleben?
Wenn das das Ziel ist, wuerde ich sagen- Ziel erreicht!

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