tag:blogger.com,1999:blog-65268542055571677272024-02-08T01:13:07.740+01:00ADRA live- Mein Jahr auf den Philippinen... Für alle meine Freunde, Familie, Spender, Interessierte an ADRA und seinen Projekten und jeden, der sonst noch wissen möchte, wie es jemandem geht, der nach der Schule seine Koffer packt und elf Monate lang 10200 Kilometer von zu Hause entfernt in einem wunderschönen Projekt ein FSJ machen darf...Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.comBlogger43125tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-46957497851883816412015-07-07T07:20:00.001+02:002015-07-07T07:20:23.002+02:00Wie inzwischen deutlich geworden sein sollte, habe ich es nicht geschafft, meinen Blog aufrecht zu erhalten. Das liegt ganz einfach daran, dass ich kein Internet mehr auf dem Campus habe, und jedes Mal, wenn es mich in meiner Pampa doch einmal nach den heimischen Gesichtern und Nachrichten verlangt, nur im Internetcafe der naechstgroesseren Stadt mit der grossen weiten Welt Rauchzeichen austauschen kann.<div>
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Es tut mir herzlich leid.</div>
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Aber ich kann sagen, dass ich das ganze Jahr ueber, schriftlich, auf Papier, an einer Sache gearbeitet habe, was einem Blogersatz doch recht nahe kommt. </div>
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Ich werde daueber auf dem Laufenden halten, wen immer es wirklich interessiert. </div>
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Jetzt kann ich erstmal nur sagen, dass ich in 23 Tagen wieder zu Hause sein werde, was auch immer das fuer ein Ort geworden ist. Ich freue mich ueber jeden, der mich am Flughafen begruessen moechte und noch mehr ueber den, der warten wird, was fuer Geschichten ich noch zu erzaehlen habe. Vielleicht nicht am 31.07., vielleicht nicht nach drei Tagen, aber irgendwann bestimmt. </div>
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Ich freue mich darauf. :-)</div>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-88399056356045944632015-04-17T11:59:00.000+02:002015-04-17T11:59:23.686+02:00Time to say goodbye... Gerade habe ich mich gemuetlich auf meinem Bett installiert und die Spannung des Tages mit Strecken und Gaehnen abgelegt, als ich draussen, vor der Mensa einen Van hoere.<br />
Die Lichterkette, die unsere Abendbeleuchtung ist, da die haesslichen Energiesparlampen ein gruftaehnliches Licht in unserem Zimmer verteilen und zu guter Laune auch gutes Licht gehoert, schimmert schoen durch unsere Vorhaenge und taucht alles in ein wohlig warmes Einschlafschummern. Ein Van ist nichts Ungewoehnliches hier, zur Zeit fahren staendig Visitiors herein, Wasserkanister hinaus, Bauteile herum und manchmal auch Menschen umher. Aber heute abend ist es anders. Es liegt eine Spannung in der Luft. Irgendetwas laesst uns aufhorchen. Irgendetwas macht uns wieder wach. Es ist Bewegung auf dem Gelaende: Kinder rennen zu so spaeter Stunde noch herum, im Dorm brennt noch in allen Saelen Licht und die Tueren selbigen stehen sperrangelweit offen.<br />
Ich trete ans Fenster und sehe hinaus. Taschen werden hin- und hergeschleppt, Rucksaecke und Tueten.<br />
Dann daemmert es uns: Heute ist der grosse Tag! Heute duerfen endlich unsere kleinen Ganoven nach Magdalena umziehen. Resty hatte mir schon tagelang erzaehlt, dass er ja jetzt gross ist und dass er sich so freut, auf den anderen Campus zu kommen. MJ war beim Abendenssen schon mit Rucksack erschienen und hatte stolz verkuendet, dass es jetzt jeden Moment losginge. Und John Paul grinste die ganze Woche schon, wie einer, der weiss, dass alles anders wird und sich darauf freut.<br />
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Wenn unsere kleinen Jungs- der juengste ist zur Zeit zwei Jahre- das stolze Alter von neun erreichen, duerfen sie eines schoenen Tages auf den Jungencampus "Magdalena" umziehen. Dort haben sie grosse Brueder, Helden, Ersatzpapas, und vor allem viele andere Jungs zum Spielen, rumgaunern und Spinnen (Lizards, Voegel, Froesche, Schildkroeten, Huehner...) fangen und muessen nicht mehr, wie Gino, als einziger Junge in meiner ersten Klasse, den ganzen Tag von ueberwaeltigend vielen Maedchen umgeben sein.<br />Einige, wie Resty, der hier unter der Fuchtel seiner grossen Schwester steht, freuen sich darauf. Andere, druecken sich Jahr um Jahr davor...und werden nur mit viel Geschrei und Widerwillen umgesiedelt.<br />
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Und heute abend ist es also so weit. Als wir das begriffen haben, kommt Bewegung in unser Freiwilligenzimmer. Ich stuerze in richtung meines Schachtelregales, um meine Glasmurmeln zu suchen. Kurze Zeit spaeter spurten wir zwei ueber die Wiese, um unseren geliebten Kindern noch Tschuess zu sagen. Als wir am Auto ankommen, bietet sich uns ein interessantes Bild. Taschen und Plastiktueten sind an die Hauswand gestapelt, zusammen mit Teddybaeren, und anderem Krimskrams. MJ, Resty und John Paul sind schon da. Ihr Gepaeck geschultert stehen sie da und ihr Blick scheint Anklage zu erheben, gegen jene, die noch immer nicht eingetroffen sind. Sie sind bereit, sie wollen gehen. Am liebsten gestern. Dann teilt sich die herumwuselnde Kinderschar und ein Bild des Jammers bietet sich. JB wird von Stella, einer unserer "Ersatzmamies" durch das Meer an kleinen Maedchen getragen. Er schluchzt und jammert und die Traenen laufen ihm herab, was sein kaputtes Auge noch roter erscheinen laesst. So wird er ins Auto gepackt und bleibt leise weinend sitzen. Der naechste im Bunde ist Jeymar, unser kleiner Wilder, der schon fuenf Jahre in der Preschool rumgammelt und keinerlei Ambitionen hat, jemals etwas anderes zu tun, als die Tomaten in unserem Gemuesegarten abzureissen, wenn sie noch gruen sind. Obwohl er wahnsinnig kreativ ist und wunderschoen zeichnet und malt. Sie werden im Van verstaut und ihr Gepaeck mit ihnen. Pro Kind ist jeweils eine Mama dabei, die mitfaehrt, um ihnen zu helfen. Den Rueckweg werden sie allein antreten, die Mamies, und das wissen sie ganz genau.<br />
Die Stimmung schwankt zwischen Vorfreude, Spannung, Traurigkeit und blanker Angst.<br />
Die anderen Kinder stehen um die Heckklappe des Vans herum und sehen hinein. Ein paar der frechen Maedels machen das Weinen von JB nach. Wir treten an die Oeffnung, Miriam und ich, und sehen sie nocheinmal an. Unsere Jungs. Wir druecken jedem drei Murmeln in die kleine, verschwitzte Hand. Sie werden sie brauchen, das wissen wir. Jedes Mal, wenn wir dort sind, bekommen wir ein bisschen mehr von der Rangordnung, den Gewohnheiten und dem komplizierten Geflecht aus ungeschriebenen Regeln mit, die dort herrschen. Die kleinen und mittleren Jungs haben eben dieses Glasmurmelspiel, bei dem sie, aehnlich wie beim Boccia um die getroffenen Murmeln spielen. Die mittleren Jungs messen sich im Daumencatchen und die grossen Spielen Schach. Unser kleines Abschiesgeschenk, mit dem sie jetzt vielleicht noch nicht so viel anzufangen wissen, ist eine Art Startkapital. Damit sie nicht von Null anfangen muessen.<br />MJ sieht mich einen Moment an, als ich ihm die Murmel geben will, dann erhellt sich sein kluges Gesicht und er greift zu. Er weiss, wozu sie gut sind. Und ich bin sicher, er wird Murmelkoenig.<br />
John Paul werden sie weitergereicht und er, ganz in seiner Beobachterposition, steckt sie erstmal ein. Vielleicht erschliesst sich ihm deren Sinn ja spaeter noch, so scheint er zu denken.<br />
Resty ist so von seiner ueberschwaenglichen Vorfreude gefesselt, dass er sie einfach beilaeufig einsteckt. Er muss jetzt losmachen, er muss jetzt gehen, egal, was kommt.<br />
JB haelt sich an den glaenzenden Kugeln fest, wie an einem Schatz. Er wird bestimmt ein guter Spieler. Jeymar versucht sich gleich alle zu krallen und MJ weist ihn zurecht. Er wird nochmal anecken dort drueben, wo es eine feste Rangfolge gibt, die kein Pardon kennt.<br />
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Ploetzlich hoert man ein erneutes Weinen und Genelou, eine unserer groessten Maedchen, traegt einen heulenden Gino durch die Menge. Er strampelt und weint und schreit und sein Gesicht sieht so aus, als taete er das nicht erst seit ein paar Minuten. Mein lieber Gino, der so oft ein Sonnenstrahl ist, der so schlau und so unmotiviert ist, der der beste in meiner Baking Class ist und so herzerwaermend grinsen kann...er soll jetzt gehen? Einfach so? Es ist ein trauriger Abend.<br />
Aber ich freue mich, fuer die, die sich freuen. Und hoffe, dass sie meine Murmeln weise nutzen.Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-76560311655299436692015-04-15T06:22:00.001+02:002015-04-15T06:28:44.455+02:00JBEs ist dunkel geworden.<br />
Die Sterne stehen am Himmel und funkeln leise vor sich hin.<br />
Noch immer ist die Luft schwuehl und drueckend heiss, und als ich aus meinem Haeuschen trete, habe ich fast den Eindruck, ich muesste anfangen zu rudern und durch sie hindurch schwimmen, um mich vorwaerts bewegen zu koennen.<br />
Einen Moment stehe ich vor den zwei grossen Palmen vor unserer Tuer und sehe hinueber zu den Fahnenstangen, an denen die Philippinische Flagge in den Nachthimmel ragt.<br />
Ploetzlich hoere ich einen schwachen Ruf und entdecke einige Meter von mir entfernt einen kleinen Jungen auf dem Gehweg hocken. "Komm mal bitte her, Teacher Melanie!", ruft er mir auf Tagalog zu und ich bin stolz darauf, dass ich das ueberhaupt verstehe; die Arbeit in der Kueche und das Vorlesen fuer meine Kleinen haben mir in den letzten Tagen einen riesigen Sprachenschub beschert.<br />
"Was ist los, JB?", frage ich ihn.<br />
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JB deutet schon auf den ueberall praesenten Abkuerzungswahn der Filipinos hin. Von ROS, KMMC, MF, SO, und VOH habe ich schon gelernt, Menschen werden hier Gin genannt, wenn sie Gino heissen, Han, wenn sie Hannah schreiben und MJ, wenn in ihren Akten eigentlich Marc Julius steht. So ist das auch mit JB, der eigentlich John Bobby heisst.<br />
Seit einem Unfall im letzten Herbst, wandert er von Arzt zu Arzt in der Hoffnung, sein Auge, in das er einen Stock bekommen hat, zu retten. Mal sieht es schlechter aus, mal besser. Mal heisst es, der Augendruck laesst nach und es koennte sein, dass seine Augen einfach herausfallen, wie geschrumpeltes Fallobst, mal heisst es, er kann gesund werden. Doch es ist schwer mit einem Neunjaehrigen von Krankenhaus zu Krankenhaus zu ziehen und bei jedem Facharzt Kooperation und Mithilfe zu erwarten, noch dazu, wenn er Schmerzen hat. Grosse Schmerzen.<br />
Und doch ist er ein unglaublicher kleiner Knopf. Er ist unser schnellster Fahrradfahrer und pest ueber unseren Campus, ohne Angst vor der naechsten Palme, der einbrechenden Dunkelheit oder den Unebenheiten im Weg. Die anderen Jungs rennen vergeblich hinter seinem Drahtesel her, wenn JB in die Pedale tritt. Um seine ohnehin angegriffenen Augen zu schuetzen, hat er meist eine Brille dabei. Eine Schwimmbrille, eine Chemielabor-experimentier-schutzbrille, oder eine Sonnenbrille. Und so heitzt er dann, die Schwimmbrille im Gesicht, wie Quacks der Bruchpilot auf seinem Fahrrad durch die Gegend- allen Umstaenden zum Trotz. Und heute abend will er mir etwas ganz Besonderes zeigen.<br />
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Als ich naeher herankomme, sehe ich, dass er etwas in der Hand haelt. "Eine Kroete", denke ich, denn es ist schon fast ein Sport hier fuer unsere kleinen Jungs Geckos, Eidechsen, Kroeten und mittlerweile sogar kleine Voegel zu fangen und in Kaefigen, Boxen, Schachteln und Eimern zu halten, bis diese entweder verrecken oder sie sie freilassen. Innerlich auf den Ekel eingestellt, eine Kroete zu sehen, die groesser ist als meine ausgestreckte Hand, sehe ich genauer hin. Und bin ueberrascht.<br />
Es ist keine Kroete. Es ist eine kleine Schildkroete. Wunderschoen schwarz und glatt glaenzt sie. Sie sieht aus, wie eine Miniaturmeeresschildkroete. JB dreht und wendet sie, um sie mir im schwachen Laternenlicht zu zeigen. Er setzt sie behutsam auf den Boden und sie landet auf dem Ruecken, stemmt ihren Kopf ins Pflaster und dreht sich gekonnt wieder in die richtige Position zurueck. Einen kleinen Plastiktopf mit Wasser hat er ihr mitgebracht und ich frage mich, woher er dieses Tier hat. Aus dem Fischteich? Aus dem Pool? Aus dem ekligen Tuempel in der Mitte unseres Campuses? Das wohl am ehesten. Was er damit tun soll, fragt er mich. Ich weiss es nicht. In den Eimer oder auf den Boden? Er solle sie zurueckbringen, sage ich, nachdem ich sie ausgiebig bewundert habe. Also laesst er sie in den Topf plumpsen und macht sich ganz vorsichtig auf den Weg zum Teich. Der Topf ist aber zu klein fuer die Schildkroete und so steht sie aufrecht darin und versucht, herauszukriechen. Jedes Mal, wenn sie droht, ueber den Rand zu klettern, stellt JB den Topf sofort auf den Boden, damit sie nicht von seiner Schulter, auf der er ihn traegt, aufs Pflaster faellt. Dann robbt sie ein, zwei Meter voran, woraufhin er sie wieder einsammelt und ein paar Schritte in dem Eimerchen vorantraegt. Dann setzt er ihn wieder ab, weil sie wieder versucht zu entkommen und so weiter.<br />
Belustigt sehe ich mir das Schauspiel an und schlendere langsam weiter in Richtung Abendessen.<br />
Er ist ein guter Tierpfleger.<br />
Und ich beeindruckt und ueberwaeltigt, so etwas Einfaches und doch so Aussergewoehnliches gesehen zu haben.Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-56240652352265592922015-04-01T10:19:00.001+02:002015-04-01T10:19:53.700+02:00Sein oder nicht sein"Ikaw ang tunay na Diyos...",<br />
"Ito ang lapis mo?",<br />
"Ako si ang kapatid ni Angela",...<br />
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Ich lerne. Ich lerne immer mal wieder. Und dann wieder nicht mehr.<br />
Ich verstehe. Ich verstehe immer mehr. Und dann wieder überhaupt nichts.<br />
Ich treffe Menschen, die mich so faszinieren, dass ich mit ihnen sprechen will, in egal welcher Sprache. Menschen, die mich motivieren, zu lernen, ohne ein Wort zu sagen. Und dann sehe ich Konjugationstabellen und endlose Wörter, deren einzige Vokale "as" sind und muss mein Buch leider wieder weglegen.<br />
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Die Kinder lehren mich am meisten. Jedes Mal, wenn ich versuche, meine Tagalog-Studien auf eigene Faust weiter zu führen, endet das meist im Nichts. Ich habe keinen Bezug zum Wort, kein Beispiel, wenn ich es nur im Buch sehe. Aber wenn ich mit einem Kind spreche, oder ihm zuhöre, sehe ich, wie Leben in diese Sprache kommt. Wie die Worte plötzlich Sinn ergeben, wie sie sich zusammenfügen, wie ein Kokosfaserkorb, unter den Händen der Korbmacherin. Ich lerne durch Lieder, durch lustige Momente des Missverstehens mit den Kindern. Zu fast jedem Wort kann ich mittlerweile eine Geschichte erzählen.<br />
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Dass mich "tunay" immer an Thunfisch erinnert hat, bis ich herausgefunden habe, dass es "echt" heißt, dass ich "talaga" fälschlicherweise im Wörterbuch als "dalaga" nachgeschlagen hatte, und überrascht war, wie oft die Filipinos das Wort "Junggesellin" verwenden, bis ich zu meiner Schande feststellen musste, dass es einfach nur "wirklich" heißt.<br />
Von Kathrina weiß ich "dito" (hier) und "doon" (dort) zu unterscheiden, Rico hat mich "intindihan" (verstehen) gelehrt, von Romeo habe ich gelernt, dass "rin" einfach nur "auch" bedeutet und von Jessa habe ich eine Lektion in Tagalogtiernamen erhalten, sodass ich von der Ameise über die Ziege bis hin zum Elefanten fast alles benennen kann. <br />
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Grammatik ist dann noch so ein ganz eigenes Kapitel. Ein extremer Mangel an Verben macht es für uns schwer, zu verstehen, was sich auf wen bezieht. Ein Satz wie "Ako si Melanie" (Ich, die Melanie) ist als Antwort auf die Frage "Anong pangalan mo?" (Wie dein Name?) angebracht. Auch ohne sein. Überhaupt ohne Verb. Dafür gibt es eine Fülle an Pronomen und unübersetzbaren, aber lebensnotwendigen Partikeln. Wörtchen, die eine Frage indizieren, die Respekt ausdrücken, die Beziehungen zwischen Personalpronomen anzeigen, die verstärken, die klar machen, wer angesprochen ist... die Liste ist endlos und glücklicherweise sind sie natürlich alle kurz, meist nur zusammengesetzt aus zwei Buchstaben, was das Lernen natürlich ungemein vereinfacht...und die Verwechslungsgefahr minimiert. Nicht.<br />
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Und doch verstehe ich Vieles. Der Rest kommt durch Logik. Und Hände und Füsse.<br />
Eigentlich ist Sprachen lernen gar nicht schwer. Solange man Kinder hat.Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-85477601996635864062015-04-01T09:52:00.000+02:002015-04-01T09:52:02.216+02:00Oh Augenblick verweile doch, du bist so schön"Ako si Hannah Montana", plappert meine kleine Hannah, die der- trotz meiner Nachlässigkeit- treue Leser bereits aus vorherigen Beiträgen kennt, in mein Aufnahmegerät. Selbiges habe ich von meiner besten Freundin aus Deutschland mitbekommen, damit ich die Melodie meines Lebens einfangen kann und gleichzeitig ihre Stimme immer dabei habe.<br />
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Heute ist Graduation Day. Also Schulabschluss. Es ist unglaublich heiß, ich habe das Gefühl ich zerfließe in meiner Tracht und unsere Kantine, die wir zum Festsaal umdekoriert haben, ist mit 250 Leuten vollgestopft. Ein paar fleißige Ventilatoren versuchen, die Klebrigkeit von uns zu nehmen, aber als sich die Zeremonie immer weiter hinzieht, und die Drei-Stunden-Marke überschritten ist, wird es doch anstrengend. Beinahe unerträglich, habe ich das Programm doch schon ca. 7 Mal gesehen. Unsere Mädels und Jungs waren in der letzten Woche fast täglich mit Proben beschäftigt. Vom feierlichen Einzug, untermalt von den Klängen Edward Elgars "Pomp and Circumstance", über das einzelne nach vorn rufen der Absolventen der Preschool und der Grundschule, bis hin zu den bunt gemischten Special Presentations, die von Liedern, über Anspiele bis hin zu traditionellen und modernen Tänzen reichten, haben wir alles schon gesehen. Mehrmals.<br />
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Ich nehme Lieder auf, Namen, Stimmen, Momente, versuchen zu beschreiben, was ich fühle, wenn 250 Menschen "Dakila ka o Dyios" singen, was ich fühle, wenn meine Kinder, schön frisiert und gepudert in neuen Filipinianas stolz ihre Medaillen und Auszeichnungen entgegen nehmen. Ich bemühe mich, Menschen zu beschreiben, die ich sehe, die besondere Atmosphäre einzufangen, die Farben der Philippinischen Flagge, die Gesichtszüge der Menschen, die ich so ins Herz geschlossen habe, die caramellfarbene Haut, die schwitzenden Kinderhälse, das Meer von schwarzen Haaren, die Hitze, die Spannung in der Luft, die Spannung in meiner Seele.<br />
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4 Monate noch.<br />
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Dann ist alles nur noch ein Traum. Eine blasse Erinnerung. Ich bekomme schon Geschenke, zum Andenken, wie es heißt und doch ist es noch eine solch lange Zeit. Ich will nicht daran denken zu gehen. Ich will jetzt sein und ich will hier sein. Die Kinder genießen, wie sie herumwuseln, bunt und aufgeregt und wunderschön, will die Freunde, die ich gewonnen habe nicht verlassen, will noch so viel, wie möglich in diese Zeit packen, in die niemals die ganze Fülle einer Freundschaft passt. Ich will den Moment anhalten, will in diesem warmen Menschenmeer versinken, in dem Glück, das man überall spürt; in der Aufregung, der Begeisterung über das abgeschlossene Schuljahr. Ich will diese große Familie, die ich durch schlimme und gute Zeiten gewonnen habe, nicht zurücklassen.<br />
Jetzt nicht. Ich will sagen: "Oh Augenblick verweile doch, du bist so schön!"Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-38233861408253804872015-02-12T14:03:00.001+01:002015-02-12T14:03:51.386+01:00Hannah<p dir="ltr">Ich liebe es, wie sie lacht; ich liebe es, wie sie grinst; ich liebe es, wie sie den Kopf herumwirft und mich aus weit aufgerissenen schwarzen Auge anlacht. <br>
Ich liebe die dunklen Punkte auf ihrem rechten Wangenknochen, die die sonst so glatte und gleichmäßige Haut, wie die glänzende Oberfläche eines Wales wirken lassen. <br>
Ich liebe die ledrigen Hände, die so fest und trocken wie die einer alten Frau sind.<br>
Ich liebe die plötzlichen Bewegungen, die sie so wild und spannungsgeladen wirken lassen, die gerade Haltung und die rauchige Flüsterstimme. Und am allermeisten liebe ich ihre Haare. Ihre ungefähr sieben Zentimeter kurzen Haare, die morgens so kunstvoll mit kleinen bunten Gummibändern liebevoll von einer Mami gebändigt wurden und sich im Laufe des Tages in einen struppigen, unordentlich in alle Richtungen abstehenden Strubbelkopf auflösen. <br>
Und genau dieser Salat ist so unwiderstehlich süß. Nachmittags kann man die dünnen Haare dann mit den Fingern zu allen möglichen Figuren, Formationen und Frisuren kämmen; sie aufstellen und ganz glatt ziehen, sie zur Pusteblume und zum Irokesen modellieren.<br>
Manchmal sieht sie damit aus, wie ein Model, machmal, wie unter den Rasenmäher gekommen. Aber immer ist es bezaubernd.<br>
Und ich liebe dieses Kind einfach, das beschließt, nicht in die Schule zu gehen, wenn ich mal nicht im Unterricht bin, weil ich Büroarbeit machen muss, weil es dann ja, wie sie meint, sowieso nichts bringt, wenn ich nicht da bin. <br>
Aber ich hasse es, wenn sie weint. Dieses heisere Schreien, das sich wie ein krampfartiges immer wiederkehrendes Rufen anhört. Und sie weint viel.<br>
Wenn sie mal wieder, wie fast jeden Tag von unserer Hauptlehrerin zusammengefaltet wurde, weil sie einfach einen größeren Freiheits-und Bewegungsdrang hat als die anderen- scheinbar wie ihre Haare.<br>
Und ich stehe jeden Tag auf, damit sie nicht weint. Damit sie zur Schule geht. Damit sie lebt. <br>
Und mit ihr ich. </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-66296931551062966422015-02-12T13:46:00.001+01:002015-02-12T13:46:45.698+01:00Patricia<p dir="ltr">"Jesus is sleeping on your couch!", schießt es mit durch den Kopf.<br>
Und du liegst rum und liest! Was für ein Versäumnis!<br>
Nachdem ich die letzte Nacht in schmerzhafter Enge zwischen Wand und Knien und Ellenbogen unsrer schlafenden Lungenentzündungspatientin (die seit zwei Wochen das gegenüber liegende Zimmer zur Quarantäne bewohnt) eingekeilt verbracht hatte, ( und am Morgen mit halb abgestorbenem Ohr und rundum verspannten Schultern gestartet war, haben wir heute abend ausgehandelt, dass sie auf unserem improvisierten Gästesofa nächtigen darf.<br>
Aus Angst vor der Einsamkeit, vor der Dunkelheit, vor den Geräuschen der Nacht, hatte sie mich gestern ganz schüchtern gefragt, ob ich bei ihr schlafen würde und zum ersten Mal in ihrer Quatantänezeit schlief Patricia im Dunkeln- nachdem ich sämtliche fünf Lichter ausgeknipst hatte.<br>
Und nach der unangenehmen Nacht und ihrer erneuten Anfrage nach Anti-Grusel-Gesellschaft, haben wir kurzerhand beschlossen, sie bis zum Wochenende auf unserer Couch unterzubringen.<br>
Nachdem sie alles inspiziert, wie selbstverständlich angefasst, untersucht, kommentiert und benutzt hat, was in unserer Wohnung rumsteht, -liegt und -hängt, mein Handtuch benutzte, nachdem sie wie zu Hause gemütlich in unser Bad spazierte und sich die Hände wusch, meinen Block durchblätterte und willkürlich Fragen zu meiner Fotowand stellte, nachdem sie mir ungefragt beim Wäsche aufhängen geholfen hat und zu jedem noch so kleinen Kleidungsstück einen schlauen Spruch hatte, ist sie nun endlich eingeschlafen. <br>
Und ich lese. Und plötzlich, nach all den Nerven, die sie mich nach einem anstrengenden Tag noch gekostet hat, kommt mir dieser Satz, denn: <br>
"Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan!"<br>
</p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-37291366763245302672015-02-12T13:21:00.001+01:002015-02-12T14:05:41.141+01:00Rico <p dir="ltr">"I have to spread the oil, ehem soil!" (etwa: ich muss das Öl- oil- auflockern, ehm den Boden-soil-), gurgelt er mit seiner goldigen präpubertären Stimmbruch- stimme. Dabei grinst er mich an und kneift die Augen zusammen, um die gegen die glühende Sonne zu schützen, die ihm den Schweiß in Bächen an den Schläfen herab treibt. <br>
Er sitzt am Rand seines Beetes. Die staubtrockene, klumpig hellbraune Erde vor ihm liegt unter dem gleißenden Licht da, wie ein frisch zugeschüttetes Grab. Mit einer kurzen Hacke schlägt er auf die Lehmkrümel ein und träumt von Tomaten und Karotten, von Kürbis und Bohnen. <br>
Mit seinen schlaksigen Armen, den unwiderstehlich breiten Grinsen, dass an einen glücklichen Märchenbuchfrosch erinnert und den schwimmen schelmisch blitzenden Augen, dem für seine elf Jahre recht flotten Mundwerk und der Vorliebe für meine Haare, ist er einer, dessen Namen man nach zwei Wochen schon kennt, auch wenn man ihn in dieser Zeit nur einmal gesehen hat.<br>
Awarded for the most courteous-(als Höflichster in seiner Klasse ausgezeichnet)- wobei er seinen Auftritt bei der Ehrungszeremonie verpasst hatte und sich hinterher erkundigen musste, was denn bitte "courteous" sei- zaubert er einfach jedem ein Schmunzeln ins Gesicht; ein inneres Grinsen, das erst die Ohren anhebt und mit einem leichten Zucken um die Augen beginnt, gefolgt von bebenden Nasenflügeln und schließlich in einem herzhaften Lachen endet.<br>
Und so scheppert er mit seiner Blecheimerstimme dem nächsten Passanten denselben Wortwitz vor die Füße.<br>
Und ich muss grinsen. </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-21788938262576914652015-01-20T05:44:00.001+01:002015-01-20T05:44:19.424+01:00Aktueller Spendenstand<p dir="ltr"><u>Maraming</u> maraming salamat!!!!</p>
<p dir="ltr">Ich habe soeben den neuesten Spendenstand bekommen war vollkommen verblüfft....<br>
1660,22€<br>
So lautet die unglaubliche Summe, die Ihr, die Sie mir insgesamt schon gespendet haben!!<br>
Ich kann nicht mehr sagen, als dass ich über jeden Cent dankbar bin, dass ich jeden bewundere, der mir etwas von seinem Reichtum-und es ist wirklich Reichtum, den wir alle haben-abgegeben hat und dass ich mich schon freue, bei meiner Rückkehr Fotos, Gerichte und Erfahrungen mit Euch, mit Ihnen zu teilen! </p>
<p dir="ltr">In diesem Sinne, einer der Merkverse, den ich hier mit den Kindern schon lernen durfte:<br>
"For it is more blessed to give than to receive" hoffe ich, dass jeder meiner Spender gesegnet in dieses neue Jahr starten konnte und dass es ihm mindestens genauso viele glückliche und einzigartige Momente schenken wird, wie mir!!</p>
<p dir="ltr">Vielen Dank!!</p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-28551232754806334532015-01-04T10:54:00.001+01:002015-01-04T10:54:19.113+01:00Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all...<p dir="ltr">Sie kommen. Sie kommen alle wieder. <br>
Heute morgen als erstes James, dann Johannes, dann Jireh und ihre Schwester...<br>
Immer mehr neue alte Gesichter tauchen auf. Die Torglocke klingelt den ganzen Tag über und immer wieder öffnen sich die weißen Tore und bringen meine geliebten Kinder aus den Weihnachtsferien zurück. Gerade eben ist mir mein süßer Gino über den Weg gelaufen. Er ist braun geworden, hat einen neuen Haarschnitt, sieht hübsch und frisch aus. Kommt auf mich zu und wie ich ihn knuddele, verrät er mir: "I miss you!" <br>
Wir stellen die von zwölf auf vier reduzierten Tische wieder hin. <br>
Heute ist ein Freudentag- die Kleinen sind wieder da! <br>
Sie werden wieder Lärm machen, ungehorsam sein, rumschreien, zu den unmöglichsten Tageszeiten etwas wollen, aber sie sind wieder da! <br>
Und ich bin glücklich! :-) </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-86347644859991254352015-01-04T05:40:00.001+01:002015-01-04T05:40:13.364+01:00Ueber Neujahr in den Bergen- Feuerwerk 2.0<p dir="ltr">Ein wundervolles Neues Jahr an alle meine treuen und neuen Blogleser!!</p>
<p dir="ltr">Wie auch immer Ihr Euer Jahr begonnen habt (übrigens das Jahr, in dem Ihr Euch schon mal einen Termin im Kalender freihalten solltet, wenn ich zurück bin und eine kleine Bilderreise mit Euch starten werde...)- ich habe meins in den Bergen bei einer sehr lieben Familie verbracht, die vom Blumenanbau und -verkauf lebt. <br>
Am 31.12. durften wir von oben, im Schein des Lagerfeuers, unter den leuchtenden, klaren Sternen, das gesamte Feuerwerk von ganz Baguio betrachten. <br>
Wenn 2015 so wird, wie es angefangen hat- dann kann es nur gut werden!! <br>
Ich hoffe weiterhin auf Kommentare und Feedback von Euch und freue mich, den ein oder anderen Ende Juli wieder zu sehen.<br>
Bis dahin!! :)</p>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"> <a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXrblKbehysm1ovI9xjLva5z7ansse8qQeljBBCRKKOvBjkw6saChho_Nf3E4dj-cntguRZ9VKFdzpIsZuxJMCSJC7RlVM7ObbB-sh2J9hKDOEW5Tvx_SDUtYtlIKY5KH58nfB8QlbFQ/s1600/DSCN2139.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"> <img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXrblKbehysm1ovI9xjLva5z7ansse8qQeljBBCRKKOvBjkw6saChho_Nf3E4dj-cntguRZ9VKFdzpIsZuxJMCSJC7RlVM7ObbB-sh2J9hKDOEW5Tvx_SDUtYtlIKY5KH58nfB8QlbFQ/s640/DSCN2139.JPG"> </a> </div>Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-50228821594270970702014-12-25T09:49:00.001+01:002014-12-25T09:49:56.196+01:00Hast du?<p dir="ltr">Hast du schon mal am Boden deines Hauses mit einem Messer Dosen geöffnet?<br>
Hast du schon mal einen Ventilator als Notenständer missbraucht, einfach, weil er die richtige Höhe hatte?<br>
Hast du schon mal aus grünem Plastikpackband Wäscheleinen von einem Fenster des Zimmers zum anderen gespannt?<br>
Hast du schon mal mit Hilfe zweier Haken, einer Stange und einer Fleecedecke eine Toilettentür improvisiert?<br>
Hast du schon mal ein Schachspiel gehabt, dessen Springer Stopfgarnknäuel, dessen Türme Muscheln sind und dessen König eine halbe Walnuss ist?<br>
Hast du schon mal Antimückenspray  als Ameisenvernichtungsmittel verwendet, und festgestellt, dass es denen ebenso wenig bekommt, wie den Moskitos?<br>
Hast du schon mal mit Reis in Milchpulvermilch verteilt versucht, ein Müsli zu imitieren?<br>
Nein? <br>
Dann warst du wohl nie Philippinenfreiwilliger!!</p>
<p dir="ltr">In einem Land, in dem auf die Frage: "Wann fahren wir?" mit Sicherheit die Antwort: "Heute!" folgt, das bei einem medial um die ganze Welt ziehenden Wetterunglück lieber schläft und Percy Jackson schaut, bis es vorbei ist und in dem es nicht ungewöhnlich ist, ein kaputtes Türschloss drei Monate lang nicht auszutauschen, sondern einen kleinen banalmechanischen Riegel an der Innenseite zum sicheren Schließen der Tür anzubringen, ist Improvisation alles! Hast du Fantasie, kannst du überleben! Das haben wir in den letzten Monaten getestet und auf vielfache Weise erfahren, wie obige Beispiele nur im Ansatz andeuten. Unsere deutschen Vorstellungen von Perfektion, von Effizienz und Koordination werden so völlig auf den Kopf gestellt,dass es nicht leicht ist, seine Vorstellungen von Arbeit mit dem, was man hier vorfindet zu kombinieren. Aber es funktioniert. Jeden Tag. Und es macht unglaublich Spaß, mit den Mitteln die man hat, mit dem, was man findet, kreativ zu werden und damit das Leben zu meistern, denn mal im Ernst, mit Dosenöffnern, Notenständern, Wäschetrocknern, verriegelbaren Türen, geschnitzten Holzfiguren, Silikon in allen Fugen und Ritzen und Vollkornmüsli und Bergbauernmilch kanns ja jeder, oder?  </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-54477809081249283022014-12-07T02:58:00.001+01:002014-12-07T03:52:27.099+01:00Sturmfrei?!<p dir="ltr">Die Blätter stehen still. Wie versteinert liegt die Welt um uns da, wie ein gemaltes Bild, das nur wegen der Kunstfertigkeit seines Meisters immer, wenn man nicht hinsieht, den Anschein macht, als bewege es sich. Der stumpfgraue Himmel hängt über uns, wie eine Stahlplatte und begrenzt die Gedanken. Kein Vogel singt, die Strasse ist leer. Keine Jeepney-hupe, kein Tricyclegeknatter zerreißt die Stille und sägt an den Nerven, wie üblich. Um uns die grauen Mauern, über uns die graue Wolkendecke, in uns grosse Fragezeichen. Die Ruhe vor dem Sturm.</p>
<p dir="ltr">Wir erwarten seit gestern den heftigsten Taifun diesen Jahres. Unterbrechen unsere normalen Stundenpläne, laden unsere Handys, suchen unsere Notfallkontaktdaten. An der Ostküste sind ganze Landstriche evakuiert worden. Es sind Bilder wie in der Tagesschau: Menschen, zusammengedrängt in Turnhallen und Kirchen, Palmen, die sich dem Sturm beugen, Holzbretter und Hausteile, die in chaotischen Haufen durcheinander liegen. Doch noch ist er nicht hier. Hagupit heißt er, in unserer Gegend auch Ruby. Keiner weiss, wohin er zieht, keiner weiss, was passiert. Mit den Erinnerungen an Hayan noch frisch im Gedächtnis, erwarten die Menschen einen Sturm, der genau die selbe Gegend treffen soll. Doch die Prognosen versagen. Hagupit wird langsamer, ändert die Richtung, verspätet sich. Und wir warten. In der Ruhe vor dem Sturm, die fast greifbar ist. </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-79375648407444768192014-11-30T05:00:00.002+01:002014-11-30T05:00:17.495+01:00Jerbie"I think hail only comes from cumulus nimbus clouds, or what do you think?", er sieht mich direkt an.<br />
Der grau verhangene Himmel ueber uns scheint haemisch zu grinsen und laesst spoettisch einen Regentropfen auf meinen Scheitel fallen. "Oh, really? Ya, that's possilble!", sage ich und in diesem unfassbar eloquenten Satz spiegelt sich meine Ratlosigkeit.<br />
Ich liebe Wolken! Schleierwolken, und Quellwolken und Schaefchenwolken. Aber meine Gymnasialbildung reicht bei weitem nicht fuer solche meteorologischen Sachverhalte aus. Klein und demuetig stehe ich vor diesem vielleicht vierzehn Jahre alten Jungen, der mit einer Selbstverstaendlichkeit alle europaeischen Hauptstaedte mit Laendern aufzaehlt, Gedichtraetsel verfasst, saemtliche Liedtexte auswendig parat hat, sich in Weltgeschichte, Geografie und Philosophie weit besser auskennt, als manch ein deutscher Schueler.<br />
Dieser Junge, der wohl seinen Atlas, seinen einzigen Besitz und groessten Schatz auswending kann, die Buecher frisst, wie eine Raupe Nimmersatt und wohl der naechste philippinische Praesident werden wird, beeindruckt mich immer wieder. Mit den weichen Gesichtszuegen seines Bruders Gino ausgestattet, mit Mut, sein Wissen auch anzubringen, mit dem Charme eines Gelehrten und dem leisen Duft einer grossen Zukunft vor sich herwabernd, geht er durchs Leben. Und laesst mich mit seinen urploetzlichen Fragen immer wieder alt aussehen. Und erleuchtet damit doch seine Umwelt.<br />
Und mich.Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-72955979306318548642014-11-30T04:45:00.000+01:002014-11-30T04:45:15.281+01:00JanineDie schwarzen, kinnlangen Haare fallen nach vorn ueber ihr huebsches Gesicht, als sie sich in einer ruckartigen Bewegung, die aussieht, als wolle sie aufstehen nach vorn lehnt und nochmal von Neuem beginnt. Das Lich der Nachmittagssonne faellt schraeg durch die schmutzigen Glaslamellen auf ihre Zuege und gibt den vollen Lippen, die sie wie alle ihre Geschwister traegt, den wachen Augen und der platten Nase einen lieblichen Hauch. Sie spielt gut, was wohl daran liegt, dass ihr Englisch so gut ist, dass sie mich zumindest versteht, und weiss, was ich von ihr will. Vor ihr hatte ich Klavierschuelerinnen, die geschlagene zehn Minuten damit verbrachten, eine Tonleiter mit dem richtigen Fingersatz zu spielen- und jetzt sie. Sie, die huebsche, freundliche, angenehme Gestalt, die mich so sehr an den kleinen Gino (treue Leser haben schon von ihm gehoert) erinnert, ihren Bruder. <div>
CDEFGAHC-langsam und doch zielstrebig und sicher finden ihre Finger die Toene, kaum dass sie die Tasten beruehren. Sanft und fast schon scheu drueckt sie die geliebten weissen Holzkloetze herunter. "1-2-3-1-2-3-4"- ich stocke. Will den Fingersatz nicht weiter sagen. Einen Moment starre ich auf ihre Hand, dann kommt es mir doch ueber die Lippen. "Five" <div>
Sie gehorcht geduldig. Fasziniert sehe ich weiterhin auf ihre Hand. Ich will schreien: "Du musst das nicht machen! Nicht, wenn es dich schmerzt, nicht, wenn es dir unangenehm ist. Janine, ich bin so stolz auf dich!"</div>
<div>
Aber sagen kann ich es nicht. Sagen kann ich nur: "Very good!" Und weiter ihren kleinen Finger betrachten, der nach zwei Fingergliedern einfach endet und den sie so selbstverstaendlich benutzt, als waere es unnormal, drei Fingersegmente und einen Fingernagel zu haben. </div>
<div>
Was ist wohl passiert? In was fuer einem Kampf hat sie ihn verloren? Was ist das fuer eine Geschichte? </div>
<div>
Was ist das fuer eine Heldin!</div>
</div>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-40072789188850949772014-11-16T05:07:00.001+01:002014-11-16T05:07:22.066+01:00AbbyErwartungsvoll sitzen wir da; wie die Huehner auf der Stange hat sich der gesamte Staff (also alle Mitarbeiter des Campus') inklusive Kueche und house keeping in einer Reihe, die vom einen Ende unserer Kantine bis zum anderen reicht, auf den weissen Palstikstuehlen aufgereiht. Die Ansage war auf Tagalog und wir haben keine Ahnung, was kommt. Es sind Ferien, alle Lehrer haben zusammen einen bunten Abend fuer die hier gebliebenen Kinder veranstaltet und dieser geht soeben zu Ende... Nur das noch, dann koennen wir in die Federn. Die Chefin fuer heute abend-Mae- ruft ein Kind auf, ans Mikrofon zu kommen, dann noch eins, dann ein weiteres. Immer mehr Kinder heben die Hand und wollen etwas sagen. Aus den wenigen Brocken, die ich verstehe, schliesse ich, dass es Danksagungen sind. Die Kinder, die sonst oft so frech, aufsaessig und ungehorsam sind, denen man anscheinend nichts geben, nichts beibringen kann, wollen von sich aus Danke sagen!!<br />
<br />
Als mehr und mehr Kinder aufstehen, greift Mae kurzerhand zum Radikalschlag: "You have five minutes- say, what you have to say!" (Ihr habt fuenf Minuten, sagt, was ihr sagen wollt)<br />
Einen Moment ist es ganz still. Dann loest sich das erste Kind aus dem Haufen und stuermt auf seinen Lehrer zu. Dann noch eines, noch eines, noch eines. Eine, vielleicht zwei Sekunden lang sitze ich da. Schweigend. Nachdenkend. Wird ueberhaupt ein Kind zu mir kommen? Habe ich mich in die Herzen der Kinder, in irgendein Herz schleichen koennen? Habe ich etwas bewirkt? Wollen sie mir etwas sagen? Kennen sie ueberhaupt meinen Namen?<br />
Ploetzlich fliegt etwas auf mich zu. Schwarze Haare, kleine Kinderarme, die sich um meinen Hals schlingen. "Teacher Melanie, I love you!", fluestert sie mir ins Ohr. Ich kann sie einfach nur festhalten, bevor drei, fuenf, zehn Kinder auf mich einstuermen und jeder ein Stueck von mir will. Meine kleine, manchmal echt nervige, aber immer treue, das erste Kind, dass ich hier mit Namen kannte, meine kleine huebsche, musikalische Abby. Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-38988637930035494622014-11-16T04:43:00.001+01:002014-11-16T04:44:30.874+01:00Der schoenste Tag im Leben...Ich stehe an der Ecke des Raumes, bin gerade erst durch die offene Glasfassade eingetreten. Der Wind faehrt mir durch die- nach langem Suchen massgeschneiderte- Nationaltracht und spielt mit meinen Haaren.<br />
Vollkommen fasziniert stehe ich da und staune. Die Halle ist in Lila-und Gelbtoenen dekoriert und die Lichter an der Decke spiegeln sich im weiss strahlenden Fussboden.<br />
Doch das einzige, was meine Aufmerksamkeit fesselt, steht vor der Tuer. Zwanzig weiss gekleidete Frauen, davor in lila huebsch zurecht gemachte Maedchen und davor Familienangehoerige- Vaeter, Tanten, Mamas. Ploetzlich erklingt eine allzu bekannte Melodie und man vernimmt aus den Lautsprechern Wagner.<br />
Und zu den Lohengrinklaengen, werden die Namen der Wartenden aufgerufen. "Treulich gefuehrt, ziehet dahin..." eine nach der anderen wird nach vorn geleitet und die Reihe der Wartenden wird immer kuerzer.<br />
Als alle zwanzig Paare zusammen auf der Buehne Platz genommen haben, setzen auch wir uns in der Menge der Gaeste.<br />
Eine Massenhochzeit.<br />
Das erste Mal, dass ich so etwas sehe und als ich spaeter von einem Briten gefragt werde: "That was kinda awkward, huh?" (Das war ziemlich seltsam) kann ich nur zustimmen. Es ist so ganz anders, als alles, was man sich in seinen Maedchentraeumen und zartcremefarbenen Vorstellungen vom perfekten Tag im Leben hier in Europa ausmalt. Die ganze Zeit ueber habe ich das Gefuehl, das ganze waere nur eine Inszenierung, eine Unwirkliche Sache, eine Vorfuehrung. Die jungen Frauen in ihren weissen Kleidern, die Maenner, die die Ringe einfach aus der Hosentasche ziehen, die wenigen Lieder, die den Paaren gesungen werden- das alles wirkt auf mich, wie eine Darstellung von Hochzeit, aber nicht, wie eine ernsthafte Sache. Und dann kommen Gedanken.<br />
Was ist ein Mensch wert? Was ist so eine Hochzeit wert, dass wir bei uns eine tausendprozentige Maerchenzeremonie aufziehen, am besten mit Schloss und Kutsche und Einhoernern und hier werden einfach zwanzig Paare auf einmal getraut? Wie viel Aufwand wird betrieben fuer solche Ereignisse bei uns in Deutschland? Und warum kommt es einem so seltsam vor, dass hier Menschen, wie auf einem Amt im Dutzend abgehandelt werden? Warum ist man selbst so verwoehnt und hat ganz genaue Vorstellungen, Ansprueche, Wuensche wohingegen diese Paare hier, fuer die das wohl der unfassbarste Tag im Leben war, gluecklich sind, ueberhaupt in solche einer Feier zu heiraten? (Die hier getrauten Paare koennten sich keine Hochzeit leisten, da es ehemalige Strassenfamilien sind und wurden deshalb von CCT gesponsort, damit sie, wenn auch alle zusammen, eine richtige Hochzeitszeremonie erleben konnten)<br />
Worauf kommt es an? Auf die Blumendekoration? Den roten Teppich im Mittelgang? Die unfassbar schoen hergerichtete Tafel, an der die Paare spaeter Platz nehmen? Auf die weissen Kleider und die huebschen Blumenmaedchen? Auf den unterschriebenen Ehevertrag?<br />
Macht nicht die Tatsache den Unterschied, dass es ein Tag, wie kein anderer im Leben sein soll? Dass dieses Ereignis unvergesslich, unvergleichlich wertvoll fuer diejenigen sein soll, die es erleben?<br />
Wenn das das Ziel ist, wuerde ich sagen- Ziel erreicht!<br />
<br />Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-11331538021486790922014-11-01T08:15:00.001+01:002014-11-01T08:15:22.852+01:00Resty<p dir="ltr">Da ist ein Kind. Es trägt den Namen Resty. <br>
Es wirft mit Felsbrocken auf seine Lehrer, schlägt wahllos um sich und zieht sich schon so eine kleine Ganovenbande heran...<br>
Er kennt kein Nein und kein Pardon und keinen Schmerz.<br>
Als ich meine letzte Klavierschülerin gehen lasse (aus dem mit Spielsachen und seit neuestem Fahrrädern vollgestopften "Playroom", in dem das Klavier unglücklicherweise steht) schlüpft er mit seiner Bande hinein. Eine leichte Panikwelle packt mich. Schon haben die kleinen Jungs mit der Gangstervisage die Fahrräder okkupiert und sind damit auf und davon. Ich rufe ihnen hinterher, mehr aus Resignation, als ernsthafter Zurechtweisung, denn ich weiß dass ich gegen sie keine Chance habe. Trotzdem falte ich sie auf Englisch ein wenig zusammen, starre sie an und warte, dass sie zurückkommen. Dann schießt mir ein Gedanke durch den Kopf- "Herr, ich kann nichts tun, hilf mir!!" Ganz kurz schließe ich die Augen. Als ich sie wieder aufmache, traue ich selbigen kaum. Unter den strengen Blicken unserer großen Mädels kommen die kleinen Ganoven zurück!! Einer nach dem anderen, wie die Tiere an der Arche Noah marschieren sie im Gänsemarsch wieder in den Playroom hinein, stellen die Räder ab und gehen! Ich bin völlig überwältigt. <br>
Als letzter ist Resty dran. Er bleibt kurz bei mir an der Tür stehen, und sieht mich an. Ich warte auf Fäuste, Nadeln oder sonstiges Folterwerkzeug, doch er umarmt mich kurz und geht. Und lässt mich völlig sprachlos zurück. </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-74804139091687041832014-10-28T01:55:00.001+01:002014-10-28T01:55:27.127+01:00Auf der Krokodilfarm... (Das ist ein Suchbild) :-) <div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"> <a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCYPmBt279Jqrlr1cYbQCkwDSsc6i9ajWCmSx1XKBPypkKvuCoaxGtyJVachppz-Yq3p_7xUYsKvzKXmp10xS3Mc3NuGUhC4dafA0WkdHWm-2VWvwtpFTMHuGfj4p0_yV9Z5q7qDXDfQ/s1600/DSCN1392.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"> <img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCYPmBt279Jqrlr1cYbQCkwDSsc6i9ajWCmSx1XKBPypkKvuCoaxGtyJVachppz-Yq3p_7xUYsKvzKXmp10xS3Mc3NuGUhC4dafA0WkdHWm-2VWvwtpFTMHuGfj4p0_yV9Z5q7qDXDfQ/s640/DSCN1392.JPG"> </a> </div>Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-76326468044108165542014-10-09T02:40:00.001+02:002014-10-09T02:40:52.983+02:00Zur Abwechslung mal in geliehener Nationaltracht...<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"> <a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQ9peMYULvHv0zAWKNVmEHNSPkljTnoPGTWZiMhWt9eyViS9KnqaJbmQF_iHdQIgsWAHXUprsZIWQVz9C8gqH_74Qz_wfUc3nQIEDNVjxFocQtywp33_T8chLRxC8jrJQ-OqZJLW3NzQ/s1600/DSCN0799.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"> <img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQ9peMYULvHv0zAWKNVmEHNSPkljTnoPGTWZiMhWt9eyViS9KnqaJbmQF_iHdQIgsWAHXUprsZIWQVz9C8gqH_74Qz_wfUc3nQIEDNVjxFocQtywp33_T8chLRxC8jrJQ-OqZJLW3NzQ/s640/DSCN0799.JPG"> </a> </div>Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-91254745504298813012014-10-04T13:15:00.001+02:002014-10-04T13:15:39.850+02:00Simpolen & James<p dir="ltr">Ich sitze unschuldigst am Tisch und unterhalte mich mit meinen schlauen Erstklässlerinnen. Sie erzählen mir von "upuan" und "mesa", von "ilong" und "isda" und freuen sich an meinen kläglichen Versuchen, das Gehörte nachzusprechen. Plötzlich wird mir von rechts etwas direkt vors Gesicht gehalten. <br>
Meinen ersten, reflexartigen Impuls aufzuspringen und wegzulaufen, unterdrücke ich, so wie mein Verstand wieder die Oberhand gewinnt. <br>
Was auch immer es ist, es kann nicht so gefährlich sein, dass man es nicht in der Hand halten könnte und wenn die Kinder ersteinmal spitz gekriegt haben, dass ich vor Krabbeltieren und dergleichen einen Gewissen Respekt habe, werde ich in meinem Bett und auf meinem Teller, im Unterricht, in meiner Wäsche und wo immer möglich, einen kleinen "Streichelzoo" aufmachen können. Deshalb keine Panik, ersteinmal in Ruhe anschauen. Als ich den Arm des Mädchens auf sicheren Abstand gebracht habe, sehe ich ungläubig einen schönen, schwarz glänzenden, daumengroßen Käfer. <br>
Simpolen ist ihr Name und sie hat noch einen davon. In einer kleinen rosa Schachtel, wie zwei Puppen zum lieb haben, bewahrt sie sie auf. <br>
"Der ist bestimmt tot!"; denke ich. Als er noch mit einem Fühler zuckt, rede ich mir ein, er ist eben noch im Todeskampf, aber als er wie vor Vergnügen anfängt zu quietschen und das Mädchen ihn mir ans Ohr hält, damit ich ihn deutlicher hören kann, reicht es dann doch. Mit einem Lächeln sage ich danke für die Käferbesichtigung und wende mich betont interessiert wieder meinen Mädels zu. <br>
Heute wieder. Mein kleiner Freund James, der zu gerne an mir hoch und auf mir herunklettert, als wäre ich eine Palme und kein Mensch, präsentiert mir stolz einen zwei Fingerglieder langen, prächtig grün schillernden Krabbler. Diesmal greife ich zum Äußersten und streichle das Vieh sogar. Weil James der erste wäre, der mir mit Freuden bei meiner Streichelzooeröffnung helfen würde. Wenn im Umkreis von zweihundert Metern irgendetwas Kreuchendes, Kriechendes und Krabbelndes zu gegen sein sollte- James findet es und lässt es gegeneinander kämpfen. Er hat sogar einen kleinen rostigen Vogelkäfig, in dem er Geckos und fette Eidechsen fängt. <br>
Deshalb- Augen zu und durch!!! </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-15889943352592591662014-10-04T12:52:00.001+02:002014-10-04T12:52:28.698+02:00Gino<p dir="ltr">sEs war eine wunderbare Szene. Eine von denen, in denen man die ganze Welt umarme könnte, weil man den Schlüssel zu einerm Herzen gefunden hat.<br>
Da ist ein Platz in meiner Klasse, der jeden Tag leer bleibt. "Gino" steht darüber. Wie oft ich diesen Gino schon gesehen habe? Vielleicht drei Mal. <br>
Aber heute in der Mensa, wie spielten gerade ein Spiel (wem mehr Wörter mit demselben Anfangsbuchstaben einfallen) gesellte er sich zu uns. Er scheint stets etwas abwesend, nichts dringt wirklich zu ihm durch. Doch heute, beim Spielen, strahlte sein Gesicht auf, öffnete sich sein Blick bei jedem Wort, das er wusste. Ich war verblüfft über den Wortreichtum, den er an den Tag legte. Anschließend gingen wir noch zusammen Hände waschen und als ich seine kleinen Hände zusammen mit meinen einseifte, bildete er plötzlich mit erstaunlichem Geschick, das auf einige Übung schließen ließ, einen Hohlraum mit der Hand und ließ eine riesige Seifenblase steigen. Als er mein Erstaunen sah, leuchtete sein Gesicht abermals auf. <br>
Hand in Hand gingen wir zu Tisch und ich wusste, ich hatte einen Freund gewonnen. </p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-37812987223996510382014-10-04T12:43:00.001+02:002014-10-04T12:43:31.789+02:00Jessa<p dir="ltr">"I love to sing for God!" <br>
Sie schaut hinauf zu den Sternen. Den Kopf in den Nacken gelegt, die kleine Hand in meiner, genießen Jessa und ich den angenehm warmen Abend. Wir spazieren langsam über das Gelände und betrachten den Nachthimmel. Die Luft ist angenehm, die Bullfrösche haben noch nicht angefangen zu schreien und alles, was man hört, sind Grillen und ab und an die Straße, auf der ein Tricycle vorbeiknattert, oder einer von den unzähligen Mitsubishi-, Toyota-, oder Hyundaivans über unsere Bodenwellen holpert. <br>
Neben einem schlanken Baum bleiben wir stehen. Ins völlige Schweigen platzt Jessa plötzlich: "Look at the beautiful stars! God created them all!" <br>
Ich bin völlig perplex. Mit den Gedanken an meine verstorbene Großtante, den Urlaub meiner Eltern und all den anderen Neuigkeiten, die ich kurz zuvor aus dem Internet gezogen hatte, beschäftigt, überraschte mich dieser Satz plötzlich so sehr. "Yes, you are right-He did that!", sage ich, überwältigt von dem einfachen Glauben dieses Kindes. Gleich danach folgt dieser eingangs erwähnte Satz. Wir stehen und schweigen und starren in den Himmel hinauf. Und dann fängt sie an zu singen. Wir singen gemeinsam.<br>
Was kümmert mich jetzt das Penzberger Volksfest, die 70 bis 200 Asylanten, die meine Stadt aufnehmen wird, oder meine Theatergruppe, die es in Erwägung zieht, Lysistrate zu inszenieren. Was zählt, als allein dieser Moment? Als allein zu leben?<br>
Als allein der Augenblick hier?</p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-83970848114846847022014-09-25T11:55:00.001+02:002014-09-25T11:55:18.481+02:00 Hier bin ich... In Manila...<p dir="ltr">Es gibt ein wunderbares Lied, das meine Betrachtungen über die Prozedur zur Visumsverlängerung, die wir gestern über uns ergehen lassen mussten, bestens ersetzt....Es ist leider etwas <u>l</u>änger und deshalb will ich nur noch vorausschicken- sooo schlimm wars gar nicht- vor allem die vielen verschiedenen wunderschönen Pässe aus aller Herren Länder haben es mir absolut angetan!!!</p>
<p dir="ltr">Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars: http://youtu.be/Q52OcNr92fo</p>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"> <a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6yV3wvCdpjXjcmzAF8Cn43DzhkhM0XJyNBIqY_cpKU1aXT4ioVExfVlyo-zQInUJCgEX_lSRtjh0O9i2f9_oQCLnX3xOs7s4SEfzeVkTr2xEh5MwCv6xvAvY2K_biZTCB_ck2G3NI1w/s1600/DSCN0788.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"> <img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6yV3wvCdpjXjcmzAF8Cn43DzhkhM0XJyNBIqY_cpKU1aXT4ioVExfVlyo-zQInUJCgEX_lSRtjh0O9i2f9_oQCLnX3xOs7s4SEfzeVkTr2xEh5MwCv6xvAvY2K_biZTCB_ck2G3NI1w/s640/DSCN0788.JPG"> </a> </div>Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6526854205557167727.post-55692233960788547352014-09-22T13:57:00.001+02:002014-09-22T13:57:17.643+02:00Field trip...<p dir="ltr">Es ist heiß. Es ist klebrig. Es ist schmerzhaft. <br>
Aber in keiner Sekunde bereue ich es. Ich sitze mit zweiundzwanzig Kindern und drei Erwachsenen in unserem geliebten Minibus, in dem wir schon so viele wundervolle Stunden verbracht haben. Wir fahren auf Klassenfahrt. Dicht an dicht drängen sich die kleinen verschwitzten Leiber aneinander und die Klimaanlage, die uns sonst regelmäßig einen Hinrfrost verpasst, kommt gegen die gesteigerte Zellatmung in diesem Vehikel nicht an. <br>
Auf der Hinfahrt hatte ich unser, von allen Seiten mit Liebe vollgestopftes Baby auf dem Schoß. Der Kleine war aber sehr genügsam und ist nach wenigen Kilometern aufrecht an mein Brustbein gelehnt weggeratzt. Die Rückfahrt war da schon spannender. <br>
Fest und unangenehm gegen die Heckklappenverriegelungsmechanik gedrückt, schläft eine süße Rechamay auch noch mit dem Schädelknochen genau auf mein Schlüsselbein drückend, auf meinen linken Bein. Mittig, zwischen den Waden am Boden klemmt Hanna und auf dem rechten Oberschenkel liegt zusammengeklappt Nenen. Es ist heiß, es ist klebrig, es ist schmerzhaft. Ich kann mich kaum bewegen, döse selbst, halte aber bei jeder Bodenwelle und Unebenheit reflexartig sämtliche (vor allem Rechamays) Köpfe fest. Diese schlafenden Bündel, und kaum mehr sind sie, die wie die Kinder auf den Plastikstühlen im Mittelgang, nichts und niemanden zu bemerken scheinen, so klein und unbeholfen, aber so voller Leben, so wertvoll; sie lassen mein Herz hüpfen, meine Nasenspitze kribbeln und meine Augen lächeln...</p>
Melanie Schultzhttp://www.blogger.com/profile/11974431190840387297noreply@blogger.com0